Der Weg zur Verwandlung!
Der Weg zur Verwandlung!

Mein Gitarrenprojekt

Durch den Kauf einer Gibson Les Paul Standard kam ich über Umwege dazu mich selbst um die Aufarbeitung des guten Stückes zu kümmern. Am Anfang war das etwas anders geplant. 

 

Folglich schildere ich hier den Ablauf. 

Eine weitere Ausnahme möchte hier machen. Ich werde über Geld und Investitionen sprechen. Es könnte Anreize bieten eine abgetakelte Gitarre aufzuwerten oder einfach nur ihrer Originalität wieder näher zu bringen.

 

Objekt: Gibson Les Paul Standard 1990

Ich habe diese Gibson LP Standard im März 2021 mit Case für 520 Euro gekauft. Es mag Menschen geben die jetzt sagen Cool , mal was anderes. Aber glaubt mir, die Hammerite Lackierung war nicht gut gemacht und hatte einige gelbliche Flecken. Lackiert war nur der Body. Der Neck war noch schwarz. Aber die Paula hatte einmal einen Kopfplattenbruch, der nach meiner Empfindung gut repariert wurde.

Egal, für mich war das nichts. Da musste was passieren. 

Sie sollte wieder original Ebony/Schwarz werden und ich dachte das macht mir jemand für etwa 500 Euro, zumal ich auch nicht lackieren kann. Es ist auch ein Punkt an dem ich keine Versuche oder Kompromisse eingegangen wäre.

Als Alternative war auch die Überlegung sie in Natur erscheinen zu lassen. Aber nach dem ich die Decke vom Lack befreit hatte sah ich das diese Option für mich nicht in Frage kam. 

Erste Kostenvoranschläge lagen dann bei 900 bis 1150 Euro. Das war mir zu viel Geld. Es sollte ja nicht den Wert der Gitarre übersteigen. Was nun?

Mir kam die Idee  "Versuch dich doch selbst daran". 

Grundgedanke war den Lack selbst zu entfernen und alle weiteren Arbeiten so weit auszuführen wie es mir möglich war. 

Gesagt-Getan !

 

Ich begann meine Arbeiten damit die komplette Hardware auszubauen (Bilder oben). Das war ein Leichtes. Im Bereich der Elektrik war alles mit einer merkwürdigen silbrigen Grundierung über genebelt. Bei den  PU´s handelte es sich im Original um die seltenen Bill Lawrence HB-L und HB-R die nur etwa von 1988-1991 bei Gibson verwendet wurden. Der Bridge PU war komplett original, während der Neck PU ein ein verbastelter HB-R war. Es gelang mir diesen in Internet gegen einen originalen HB-R einzutauschen. Der Verkäufer wollte wirklich 1 zu 1 tauschen ohne einen finanziellen Ausgleich dafür zu wollen (nochmals Danke Michael). Ich fand das so nicht ok und schenkte ihm einen Gutschein als Gegenleistung.

 

Auf dem oberen Bild links ist der geleimte Kopfplattenbruch und die Abdrücke der zu fest gezogenen Schraubzwingen beim verleimen des Bruches zu sehen. Ebenso sollte nicht unerwähnt bleiben, daß auch das Binding am Body sich stellenweise gelöst hatte. 

Lackentfernung mit dem Heizluftfön

 

Ich habe lange überlegt wie ich den Lack möglichst schonend ab bekomme. Auf den ersten Bildern der Collage ist zu sehen wie ich es zuerst mit Schleifpapier versucht habe. Ich war sehr erstaunt, dass  der Lack mit 80er Körnung so leicht zu entfernen war. Da ich 80er Körnung zu grob fand sollte es bei diesem Versuch bleiben. Schnell merkte ich das diese alte Hammerite-Lackierung einfach nicht professionell aufgebracht war so kam mir die Idee mit dem Heißuftfön.

Ich wusste das ich sehr vorsichtig agieren musste. 

Aber der Lack ließ sich mit einer Ziehklinge in Verbindung mit Heißluft wunderbar entfernen. Manchmal wurde er regelrecht flüssig. Dann musste ich aufpassen, das er nicht in das Holz einzieht.

Ein Makel fiel mir schon auf als ich auf der Rückseite der Paula den Lack entfernt hatte. Die Oberfläche des Mahagoni Korpus war ziemlich wellig. Das muss schon von der ersten Bearbeitung des Vorbesitzers gewesen sein und ist bis zur kompletten Fertigstellung so geblieben. Jetzt ist es quasi ein unverwechselbares Merkmal meiner Les Paul. 

Letztlich war der Heißluftfön -zumindest bei diesem Lack - die richtige Entscheidung.

Sicher wäre Abbeizer auch eine Alternative gewesen. Wahrscheinlich sogar für Laien besser, da die Gefahr von "Schleifschäden" minimiert worden wäre. Letztlich hätte aber auch diese Praxis nachgearbeitet werden müssen.

 

Schleifen, Schleifen und noch mal Schleifen !

 

Für die weitere Vorgehensweise beschloss ich mit der Hand weiter zu schleifen. Zuerst verwendete ich 120er Schleifpapier. Danach mit 220er. 

Auf dem Bild der Collage unten in der Mitte  war die einzige Stelle, wo ich mit dem Heizluftfön  nicht aufgepasst habe. Da ich so  konzentriert war das Binding nicht zu beschädigen, vergaß ich völlig das die Decke aus 2 Teilen Ahorn aufgeleimt ist. Also sehr empfindlich!

Es war wohl zu viel Hitze und die dünne Ahorndecke löste sich vom Mahagonikorpus und es entstand der auf diesem Bild sichtbare Spalt in der Decke. Leider ist wohl doch mit leichten Schäden zu rechnen.

Das Ende meiner handwerklichen Fähigkeiten!

 

Dann begann ich mit dem Feinschliff. Mit 400er Schleifpapier habe ich die meisten der letzten Farbreste abgeschliffen. Auch vor dem Binding habe ich kein Halt gemacht. Auf dem länglichen Bild in der Mitte links, kann man sehen das auch so etwas wie ein Wasserschaden in der Ahorndecke ist. Es kam zum Vorscheinen als ich den Altlack entfernte. Dann dachte ich "Was hat diese Gitarre schon alles erlebt?" 

 

Dennoch war für mich der Zeitpunkt erreicht, wo ich handwerklich nichts mehr tun konnte. Also suchte ich mit den hier gezeigten Bildern einen professionellen Gitarrenbauer. 

Ich fand eine Firma die mir für die Gitarre folgendes Angebot unterbreitete:

 

- letzte Vorarbeiten zum Lackieren

- Binding befestigen  

- Decke verleimen und Naht schließen

- komplette Lackierung  des Korpus und der      Halsrückseite sowie Angleichung der   Bruchstelle an der  Kopfplatte.

- Lackierung mit Nitrolack in Schwarz.

- Soft Relic Finish (wenige künstlich erstelle  Fehler, oder    Benutzungsschäden). 

 

Der Kostenvoranschlag belief sich für alle oben aufgeführten Arbeiten auf 670 €. 

 

Als Grund für das Relic wird hier genannt,  das durch Schleifen der Gitarre  einige Rundungen auf der Korpus-Rückseite etwas zu viel abgeschliffen wurden. Ich meine aufgepasst zu haben. Es könnte schon bei der ersten Aufarbeitung passiert sein als der Hammerite-Lack aufgetragen wurde.

Am fertigen Objekt guckt sich das völlig weg.

 

 

Am 17.04.21 habe ich die Gitarre im Case auf die Reise geschickt. 

Inzwischen habe ich mir von einem Anbieter aus Frankreich alle Kunstoffteile in Creme  für die Gitarre besorgt. Ein entlacken der Originalteile ist nicht möglich gewesen. 

Wer jetzt aber glaubt das im Sommer 2021 irgendwo in Deutschland originale Gibson Parts zu bekommen waren, der irrt. Ich entschied mich für einen kompletten Satz von Adp-Guitarparts - einem französischen Hersteller-. Die Passgenauigkeit war okay. 

Die beiden Deckel der Rückseite sind von Crazyparts. 

 

Die letzte Phase! 

 

Am 26.06.21 bekam ich die Gitarre zurück. Ich habe neue  Gurtpins anbringen lassen, da die alten fehlten. Mit den Pins und Versand hat mich die ganze Aktion der Überarbeitung 704 € gekostet. So und hier jetzt erste flüchtige Bilder:

 Jetzt kann ich mit dem schönsten Teil meiner Arbeit beginnen. Die Black Beauty bekommt jetzt ihr Innenleben zurück.

 

Eigentlich wollte ich mich um besser geagedte Kunststoffparts kümmern. Aber ich habe beschlosssen die Paula fertig zu stellen. Also,  ging es mit der Montage der Tuner, den Bill Lawrence PU sowie dem Toggle und der Trägerplatte mit den Potis weiter.

 

Dann habe ich die Elektronik verlötet. Dabei habe ich die  Trägerplatte mit den original codieren Potentiometern von 1990 wiederverwendet. Dann das alte Lötzinn so weitgehend wie möglich entfernt und neu verlötet. Als Vorlage diente mir das Wiring meiner 89er Custom, die auch die Lawrence Humbucker besitzt. 

Die Deckel der Rückseite angebracht. Saiten aufgezogen und letztlich gestimmt und alles eingestellt. 

 

Hier jetzt aber einige Bilder des fertigen Projektes! 

          

 

Fazit:

 

Als ich diese Gitarre gekauft habe wusste ich das ich sie günstig erworben hatte. Mir war aber auch klar, das ich sie nicht in dieser grausamen Hammerite-Lackierung belasse.

 

Durch den Kauf, die Eigenleistung der Entlackung und Schleifarbeiten konnte ich den Preis der letzten Feinarbeiten und der Lackierung doch maßgeblich senken.

 

Aufstellung der Kosten:

 

Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und bin mit dem Ergebnis höchst zufrieden. Maßgeblich war natürlich die Arbeit des Gitarrenbauer meiner Wahl entscheidend. 

Es ist vollbracht!!
Es ist vollbracht!!

 

Ich habe bei dieser Gitarre verzichtet sie unter der Rubrik "meine aktuellen Gitarren" aufzulisten!