Die verrückte Geschichte, oder wie ich plötzlich sieben Gitarren hatte!!

 

 

Ich möchte euch hier mal eine Geschichte erzählen, die eigentlich einem Märchen gleicht . Aber sie ist genau so passiert.

Es begann am 03 September 2020 . In einer Kleinanzeige entdeckte ich eine Gibson ES 335, die mit Verhandlungsbasis aber ohne Preisangabe inseriert war. Die Anzeige war gerade eingestellt. Hier das Inserat ohne die dazugehörenden Bilder:

 

 

Kurzum nahm ich Kontakt auf und stellte fest, dass der Verkäufer (ich nenne ihn mal M.) sich mit Gitarren überhaupt nicht auskannte - im Gegensatz zu mir-. Er hatte selbst nur herausgefunden, dass die Gibson ES-335 entweder Baujahr 1974 oder 1969 war. Ich bekundete sofort Interesse und bot ihm an bei der Wertermittlung behilflich zu sein und bat ihm die Anzeige zu deaktivieren. Das tat er dann auch. Dann schickte er mir Bilder und ich fand heraus, dass die Gitarre tatsächlich von 1969 war.


Da ich dem Verkäufer helfen wollte ermittelte ich für die Gibson einen niedrigen aber absolut realistischen Verkaufspreis für einen Privatanbieter. Und natürlich unterhalb der Preise die gewerbliche Vintage Händler so aufrufen und damit M. auch gute Verkaufschancen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht im entferntesten daran gedacht die Gibson selbst zu kaufen. Das kam mir gar nicht in den Sinn. Schon gar nicht als klar war das sie noch vor der Norlin-Ära gebaut wurde.


Ich vermeide es hier aber die entsprechenden Beträge oder Verkaufspreise zu nennen.


Mehr aus Flachs bot ich ihm dann die Hälfte des von mir selbst empfohlenen Verkaufspreises. Seine Antwort war:
Mir hat jemand während der kurzen Zeit des Inserates das gleiche geboten, aber ich solle die wunderschöne ES-335 wegen meiner tollen Akquise und Beratung die ich für ihn geleistet habe bekommen.
Ich konnte das erst gar nicht glauben! Ich hatte eine 69er ES-335. Später erzählte er mir das die Gitarre seinem 11 Jahre zuvor verstorbenen Vater gehörte und der Preis aber noch mit der Familie abgestimmt werden muss. Er selbst war übrigens 21 Jahre alt.

Dazu schickte er mir noch Fotos zweier Gretsch Chat Atkins Country Gentleman. Beide Baujahr 1964/1965. Die eine original -bis auf einen fehlenden Tuner-, die andere etwas verbastelt mit fehlender original Bridge und fehlenden Pickguard. Statt dem original Filtertron war in der Bridge-Position ein TV Jones Supertron sowie ein zusätzlicher Switch in der Decke eingebaut.
Auch hier erstellte ich eine Akquise und bot für die Gretsch im original Zustand wieder die Hälfte des von mir empfohlenen Verkaufspreises. Kurzum wir einigten uns auch hier. Die zweite Gretsch ließ ich aber  noch außer Acht.

Da wir über 400 km von einander entfernt wohnten, haben wir uns am 06.09.20 auf halber Strecke bei einem bekannten Fast-Food Restaurant getroffen und ich war um eine Gibson ES 335 und eine Gretsch Gent reicher geworden.

Damit aber nicht genug!

 

Auf seinen Fotos war mir auf einem Bild im Hintergrund aufgefallen, dass dort noch mehrere Gitarren-Cases zu erkennen waren. Darauf angesprochen teilte M. mir mit das es insgesamt 15 oder 16 Gitarren seien.
Nun bat er mich selbst  über jedes einzelne Instrument eine Bewertung sowie eine preisliche Einschätzung  zu erstellen. Gesagt - getan!

Leider war M. sehr beschäftigt. Es dauerte bis zum 25.09.20 das er mir alle weiteren Fotos der anderen 12 Gitarren schickte. Ich wusste bis dahin die ganze Zeit nicht was bei ihm noch auf dem Dachboden schlummert. M. kannte sich wie gesagt nicht aus und hat wahrscheinlich nie vorher einen Blick in die Cases geworfen. 

Aber ich hatte Blut geleckt und stellte ihm in Aussicht weitere Gitarren kaufen zu wollen wenn wir uns einigen würden. Ich beschloss meinen Etat aufzustocken, weil mir klar wurde dass auch hier bestimmt noch der eine oder andere Leckerbissen dabei war.... Und ich sollte mich nicht täuschen! 


Von nun an entwickelte sich eine regelrechte Win / Win Situation. Er musste sich um den Verkauf nicht weiter kümmern und ich bekam die Gitarren einfach nur günstig.


Dann kamen wie gesagt die Bilder aller verbliebenen Gitarren.  Es war quasi alles vertreten: günstige Einsteigerinstrumente,  akustische Framus, Seagull, Epiphone, Dobro, Vintage aber auch Gitarrenverstärker sowie Pedale. Aber eben auch die von mir vermuteten Leckerbissen.

Ich hatte eine PRS CE 24 von 1991, eine Fender Telecaster Ultra Firestorm (1991), eine Gibson Les Paul Custom Tobacco (1989) und eine Fender Stratocaster Custom Shop "Blackie" Eric Clapton von 2006 ins Auge gefasst. Ich konnte ja nun nicht alles kaufen. Diesen 4 edelen Teilen konnte ich folglich auch nicht widerstehen. 

Die Clapton Strat wollte seine Familie aber vor erst nicht verkaufen.
Die anderen drei Gitarren wurden am 26.09.20 in einer Hals-über Kopf Aktion wieder auf halber Strecke übergeben und bar bezahlt. M. meinte er hätte die nächsten Wochen keine Zeit und drängte explizit  auf diesen Tag. Nun ja, ich hatte Zeit und wusste intuitiv tätig werden zu müssen. 

Am 10.10.20 bot er mir die Clapton Stratocaster nach Absprache mit seiner Familie doch an und hat sie mir einige Wochen  später per Post geschickt.

Am 21.11.20 habe ich ihm die nicht mehr ganz originale Gretsch Country Gentleman von 1964 auch noch abgekauft. Auch hier wählten wir den Postweg obwohl das in beiden Fällen eher Schlecht als Recht funktionierte.

 

Für M. war es offensichtlich nicht so wichtig möglichst viel Geld zu bekommen, sondern einen zuverlässigen und Zahlungswilligen Kaufinteressenten zu haben. Den hatte er in mir gefunden. 

 

Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich für jedes Teil vorher eine preisliche Einschätzung abgegeben habe und letztlich die Gitarren für die Hälfte des vorgeschlagenen Betrages in gegenseitigen Einvernehmen erworben habe.

 

Trotzdem war  letztlich doch eine stolzer Betrag als Gesamtsumme zusammen gekommen.


Ja eine verrückte Geschichte...oder? Es hat mich einiges an Ersparnissen gekostet. Aber hättet ihr das nicht auch so gemacht? Vorausgesetzt man ist so Gitarren-Verrückt wie ich!
Es war wie der Scheunenfund eines Oldtimers bei Freunden alter Kraftfahrzeuge. Ich betrachte die sieben Gitarren als eine Wertanlage und weiß genau dass es hier keinen Wertverlust geben wird.

Ich danke M. für den Verkauf der Gitarren und glaube es war letztlich alles in seinem Sinne. Auch wenn er in einiger Hinsicht sehr "speziell" war und mir die Kommunikation mit ihm manchmal einiges an Nerven gekostet hat. Das bezieht sich nicht auf die Preisverhandlungen! Trotzdem ein super netter und fairer Typ. 

 

Ihn sei gesagt "Die Gitarren sind bei mir in guten Händen". 

Hier alle 7 Gitarren auf einen Blick
Hier alle 7 Gitarren auf einen Blick

Im übrigen sind auch diese 7 Gitarren natürlich unter "meine Gitarren" gelistet und beschrieben. 


Kleines Update vom Juni 2023!!!

 

Bedingt durch die Coronakrise , Inflation und Ukrainekrieg werden vergleichbare Modelle zu denen im Beitrag vorgestellten inzwischen für deutlich mehr Geld angeboten. Damit sind meine Angaben von 2020 für den Verkäufer M. Auch nicht mehr aktuell.